Anlässlich des heutigen Europatags schreibt Barbara Regitz, MdL in einem persönlichen Beitrag über eine besonders innige „EU-Freundschaft“
Für mich als gebürtige Nürnbergerin und damit wirklich in der Mitte, im Herzen Europas aufgewachsen, ist der europäische Einheitsgedanke seit jeher von zentraler Bedeutung. Zu nah, zu eingedenk, zu präsent sind mir heute noch die zahlreichen Erinnerungen und Erzählungen meiner Eltern und Großeltern über das unsägliche Leid und die große Not, die das Nazi-Regime über Deutschland und die ganze Welt gebracht hatte. Die Auswirkungen der Zerstörung musste gerade unser Nürnberg drastisch erleben.
Umso schöner ist es, dass Nürnberg heute 76 Jahre nach Kriegsende viele fantastische Partnerstädte in Europa hat. Dazu gehören Prag, Nizza, Krakau, Glasgow sowie Venedig und zu Venedig habe ich persönlich eine besondere Beziehung. Zahlreiche Menschen aus EU-Staaten haben bei uns in Nürnberg eine neue Heimat gefunden und fühlen sich hier pudelwohl. Ein solcher Mensch ist Nicoletta De Rossi, die aus Venedig stammt, Journalistin, Autorin und Co-Vorsitzende von Il Salotto e.V. ist. Il Salotto e.V. ist ein Verein, in dem sich Italiener und Deutsche, die in Nürnberg leben, zum gegenseitigen Gedankenaustausch treffen. Insofern ist dieses deutsch-italienische Netzwerk ein großartiges Beispiel für ein vereinigtes Europa direkt bei uns vor der Haustür.
Nicoletta zählt zu meinen Freundinnen und ich freue mich immer wieder aufs Neue, wenn wir nicht nur über die Schönheit Italiens, die schicke Mode oder die musikalische italienische Sprache sprechen, sondern auch über die Bedeutung von Frieden und Freiheit, von Demokratie und Pluralismus, was unsere beiden Länder und noch 25 andere in der Europäischen Union verbindet.
Hier bei uns in Nürnberg klappt das Zusammenleben von Bürgern aus verschiedenen EU-Staaten größtenteils problemfrei. Mein Credo dabei lautete von Anfang an: Wenn wir aufeinander zugehen, offen, tolerant und miteinander reden, dann gelingt auch ein harmonisches und konstruktives Leben in unserer Stadt. Ein gutes Beispiel dafür ist auch der von mir ins Leben gerufene Interkulturelle Ladies Lunch, zu dem sich Nürnbergerinnen, hier geborene oder neu eingebürgerte, zum Austausch treffen. Der Ladies Lunch steht für gelebte Integration. Denn eines sollten wir stets bedenken: Wissen verhindert Ablehnung. Kenntnis voneinander und Wissen übereinander sind neben der Sprache die Schlüssel für ein friedliches Miteinander. Daran sollten wir alle weiterhin arbeiten. Es lohnt sich!
Warum begehen wir jährlich am 9. Mai in der EU den Europatag? Nach einer Idee des französischen Unternehmers Jean Monnet schlug Frankreichs Außenminister Robert Schuman am 9. Mai 1950 in seiner Pariser Rede vor, eine Produktionsgemeinschaft für Kohle und Stahl zu schaffen. Die Rede wurde als Schuman-Erklärung bekannt und mündete in die Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS), auch Montanunion genannt, die den Grundstein der heutigen Europäischen Union bilden sollte. Darum feiern wir heute den Europatag zum 36. Mal. Er wurde 1985 eingeführt. Seit dem Fall der Mauer sind immer mehr Mitgliedstaaten zur EU dazugekommen.
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