Stadt(ver)führungen 2024: Die Nürnberger Altstadt – ein Freilichtmuseum mit legendären Schätzen

Es gibt Dinge im Leben, die sind wie füreinander gemacht. So ist es auch mit den Stadt(ver)führungen und der ehemaligen CSU-Landtagsabgeordneten Barbara Regitz. Das Veranstaltungsformat ist ihr wie auf den Leib geschnitten, und daher war klar, dass die ehemalige Seminarrektorin auch heuer wieder interessierte Nürnberger Bürgerinnen und Bürger (ver)führt.

Spaziergang durch die Nürnberger Altstadt, im Rahmen der Stadt(ver)führungen 2024

Ihre Gäste bat sie zu einem kleinen Spaziergang durch die Nürnberger Altstadt. „Diese ist für mich mit vielen legendären Schätzen ein wahres „Open-Air-Museum“, so Barbara Regitz. Sie stellte „Schätze“ vor, die zum Ruhme der einstigen freien Reichsstadt Nürnberg führten und auf die es sich lohnt, auch heute noch ein Augenmerk zu richten.

Start war an der Sebalduskirche. Die Kirche ist nach dem heiligen Sebald, dem Stadtpatron Nürnbergs, benannt. Sie wurde von und für die Nürnberger gebaut und immer wieder erweitert, bis es zu dem prächtigen gotischen Gotteshaus von heute wurde. Eine große Besonderheit sind die vielen Kunstschätze im Inneren. Obwohl in der Reformation an anderen Orten Kunstwerke entfernt, ja oft sogar zerstört wurden, entschieden sich die Patrizier anders. Auch rechtzeitig vor dem Bombenhagel im 2. Weltkrieg wurden die Kunstwerke in Sicherheit gebracht. Und so sind wunderbare Kunstwerke von höchster Präzision aus Stein, Holz und Glas dort zu bestaunen. Wer hier in Sankt Sebald Kantor und Organist war, hatte eine sehr hohe Stellung in der alten Reichsstadt Nürnberg. Vielleicht ist der Barockkomponist Johann Pachelbel (1653-1706) nicht so berühmt wie Mozart, Haydn oder Beethoven. Sein berühmter Kanon in D-Dur ist bis heute unvergessen und schaffte es sogar in den Film „Der Vater einer Braut“ bis nach Hollywood.

Der Weg führte um die „Ratskirche“ St. Sebald herum zum Historischen Rathaus. Insbesondere das Mittelportal mit der Inschrift PLEG und dem darüber angebrachten Pelikan nahm Barbara Regitz hier in den Blick. Die Abkürzung „Prudentia, Legibus Et Gratia“ stellt die Selbstverpflichtung der Ratsherren rar, stets mit Klugheit, Gerechtigkeit und Güte zu handeln. Auch wer nicht ausreichend lesen konnte, verstand das biblische Symbol: Die Pelikanmutter füttert aufopferungsvoll ihre Jungen. So sollten auch die Ratsherren agieren und ihr Bestes geben für die Stadt und deren Bürger. Ist dies nicht auch heute noch eine gute Verpflichtung für Politiker?

Am Eck des IHK-Gebäudes entdeckten die Gäste den Venezianischen Löwen im Sockel, auf dem der Ritter steht. Der Löwe zeigt die engen Kontakte mit Venedig. Dort hatten die Nürnberger Kaufleute sogar eine eigene „Niederlassung“, den „Fondaco dei Tedeschi.“ Die geographisch günstige Lage Nürnbergs, bei der die wichtigsten europäischen Handelsrouten zusammentrafen, war eine gute Voraussetzung für den Import und Export. Die Nürnberger hatten stabile politische Verhältnisse, waren wirtschaftlich mächtig und einflussreich. Wie kamen sie zu ihrem Reichtum? Der „Nürnberger Witz“ war sprichwörtlich für Erfindertum, Tüfteln, Geschäftssinn. Den „Fingerhut“ nahm Barbara Regitz als Beispiel für millionenfach hergestellte, über Jahrhunderte geschützte Nürnberger Ware – ein Exportschlager schlechthin.

Die Frauenkirche

„Bildung ist nicht alles, aber ohne Bildung ist alles nichts“. So motiviert machten sich die Besucher auf den Weg zur letzten Station der „Frauenkirche“ am Hauptmarkt. In der Frauenkirche nahm sich Stadt(ver)führerin Regitz das Thema Bildung vor. Eine höchst seltene Darstellung ist „Jesus Schulgang“ im Schlussstein der Frauenkirche im Altarraum. Die Muttergottes Maria schlüpft in die Rolle der Grammatika, erkennbar an dem Symbol der Rute. Die Grammatika gehörte u.a. zu dem Fächerkanon der Wissenschaften und neben Musik, Rhetorik, Arithmetik, Geometrie, Dialektik und Astronomie und zur umfassenden Bildung von der Antike bis ins Mittelalter. Das Kind, Jesus mit der Tafel zeigt sich eher widerspenstig und wird an der Hand gezerrt. Schule auch für Jesus ein Muss? Der Schlussstein wird interpretiert als Segen von oben für Schule und Bildung. Die Nürnberger legten großen Wert auf Rechnen, Schreiben, Lesen und Geografie. Die Kenntnisse darin sollten Handwerk und Handel unterstützen. Wer gebildet war, über besondere Kenntnisse und Fertigkeiten verfügte, hatte auch maßgeblich individuelle Lebenschancen, Teilhabe, Aufstieg und Wohlstand. Was hat sich daran seit dem Mittelalter geändert?

Das Feedback der Gruppe fiel einvernehmlich positiv aus: „Die Nürnberger Altstadt hat „Schätze“, die es lohnen, auch heute noch ein Augenmerk darauf zu richten. So kompetent und unterhaltsam lassen wir uns gern mal wieder (ver)führen.“

Informationen zum Stadt(ver)führungen 2025 hier

Fotos: privat

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